giovedì 15 ottobre 2015

Riace die Bronzen und Das 7 km Zelt

    Migrationsströme im Mittelmeer


Migrationsströme im Mittelmeer:




Wir leben in einer Zeit, in der es so viele MigrantInnen gibt wie noch nie zuvor
Menschen verlassen ihre Land, da sie verfolgt werden, aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion, Nation, sozialen Gruppe, aufgrund ihrer politischen Gesinnung, aus ökonomischer Not, aufgrund von ökologischen Krisen
1951, Genfer Flüchtlingskonvention: Europa hat sich verpflichtet, Menschen Asyl zu gewähren, welche wegen ihrer ethnischen, religiösen, sozialen, nationalen oder politischen Zugehörigkeit verfolgt werden
Menschen welche aufgrund wirtschaftlicher Not, Armut oder ökologischen Krisen ihr Land verlassen müssen haben kein Recht auf Asyl

 

Trotz Europas Verpflichtung gewährt Europa immer weniger Menschen Asyl: Entweder werden Asylanträge ganz abgelehnt oder es wird nur ein subsidiärer Schutz oder das Aufenthaltsrecht aus humanitären Gründen vergeben, beide Aufenthaltsgenehmigungen laufen nach einem Jahr aus, nach einem Jahr wird der Fall neu verhandelt und so stehen Menschen erneut vor einer möglichen Ausweisung
Auf diese Weise hat sich Italien einer Politik der Abschiebung verpflichtet
Um in einem europäischen Land um Asyl ansuchen zu können, muss sich die Person in diesem Land befinden. Dies war früher nicht so. Früher konnte man an der jeweiligen Botschaft im Ausland um Asyl ansuchen
so sind diese Menschen gezwungen, die illegale Migration nach Europa zu wagen, sprich ohne Einreiseerlaubnis bzw. Aufenthaltsgenehmigung nach Europa zu kommen
Viele Menschen führt ihre illegale Migration nach Europa über das Mittelmeer

 
Dabei sterben sehr viele: Seit 1994 sind im Meer zwischen Tunesien und Italien 7065 Menschen gestorben. 5218 gelten davon bis heute als vermisst. Man kann davon ausgehen, dass auch diese tot sind, denn nicht immer werden alle Leichen geborgen. Das würde bedeuten, dass seit 1994 mehr als 10.000 Menschen im Meer zwischen Italien und Sizilien gestorben sind.
 
Im Oktober 2013 kamen bei einem Schiffsunglück vor Lampedusa insgesamt 373 Menschen um Leben, 184 gelten bis heute als vermisst, die EU schaut diesem Sterben tatenlos zu, Italien, wollte nicht mehr länger zusehen: Operation Mare nostrum: Es handelt sich dabei um eine Rettungsaktion der italienischen Marine von in Seenot geratenen MigrantInnen im Meer zwischen Italien und Tunesien, Zeitraum Oktober 2013-Oktober 2014, von Italien finanziert, seit Oktober 2014 hat Frontex übernommen, jedoch mehr Überwachung der Grenzen als Rettungen der MigrantInnen -> Februar: erneut 300 Tote vor Lampedusa
In Italien wurden bis zum Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien, 2011 die meisten Asylanträge von Menschen aus Nigeria, Somalia, Eritrea gestellt, nun überwiegen die Asylanträge von Menschen aus Syrien
Während eines Asylverfahrens werden AsylwerberInnen meist, jedoch nicht immer, Italien fehlt es hierfür an Geld und an der Organisation, in einem Asylwerberheim untergebracht
Riace stellt so ein Asylwerberheim dar, jedoch in Form eines ganzen Dorfes


Riace ist ein Ort der Ankommenden



 
Die Fotos, die Sie gerade gesehen haben dokumentieren den Fund der berühmten Bronzestatuen von Riace, die Neunzehnhundertdreiundsiebzig geborgen wurden.

Zwei vollkommen intakte griechische Statuen aus dem fünften Jahrhundert vor Christus, die von einem Taucher während einer Erkundung des Meeresbodens vor der Küste Riaces gefunden wurde, wie heute die Körper der Migranten.

Die zwei Statuen sind zirka zwei Meter groß und haben sich ausgezeichnet erhalten. Sie sind von atemberaubender Schönheit, die durch diese Bilder nicht gebührend vermittelt werden kann und sind schon allein eine Reise nach Kalabrien wert.

Sie wurden restauriert und konserviert und sind nun im Archeologiemusem von Reggio Calabria ausgestellt.

Riace schuldet seine Bekanntheit vor allem diesem Fund/Ist vor allem durch diesen Fund bekannt.

Das die Willkommenskultur in Riace historische Wurzeln hat, ist mir bereits durch die Entdeckung der heiligen Schutzpatronen Riaces während meiner ersten Besuchs im Jahr 2011 klar geworden. 
 
Cosma und Damiano waren zwei syrische Ärzte, zwei Migranten mit einem riesigen Wissensschatz.

Das Fest zur Ehre der Heiligen ist das wichtigste religiöse Fest in Riace und, die Bevölkerung feiert zehn Tage lang.

Zu den Bronzestatuen von Riace haben wir einen Workshop mit Schülerinnen der Karl-Weise-Schule in Neukölln gestaltet. 



Der Workshop dauerte ein Jahr und das Thema war die Gegenüberstellung von diesen Körpern/Kunstwerken und den Körpern der Migranten und Migratinnen, die das Mittelmehr überqueren. Es war also ein Workshop zu Werten und der Identifizierung eines Kreislaufs von Wertungen, das Abfälle hinnimmt. 
 
Zum Abschluss der Workshops wurden die Skulpturen aus Draht, die zusammen mit den Schülerinnen entstanden sind unter dem Motto: „Wir sind gegen die Mauer im Mittelmeer“, zur abschließenden Sammelausstellung des Vereins Young Arts Neukölln getragen.

Der Umzug wurde von der Polizei eskortiert. Die Frage einer Teilnehmerin, als die Aktion vorzeitig beendet scheint, da wir von der Polizei aufgehalten werden und wir uns ausweisen müssen, lautet: „Warum wollen sie uns stoppen, wenn auch sie Kinder von Migranten sind?“ 


 
Riace ist ein Ort der Ankommenden aufgrund des Vereins Città Futura
1999 gründete der aus Riace stammende Domenico Lucano den Verein Città Futura, Stadt der Zukunft, um so AsylwerberInnen in Riace ein Zuhause zu geben = allen Menschen wird derselbe Wert zugeschrieben
zugleich erfährt Riace dadurch eine Wiederbelebung
Für dieses Projekt wurde Domenico Lucano 2010 der “World Mayor Prize” verliehen
Sitz des Vereins ist der Palazzo Pinnarò

Unsere Ankunft:
Die Ankunft war nicht einfach
Nichts hat uns jedoch davon abgehalten, nach Riace zu fahren und die Kunstintervention zu machen, denn Riace war unser ganz persönliches Anliegen
Auch wir sind wie Migrantinnen gekommen: unangekündigt, wie Eindringlinge
vor unserer Abreise haben wir Kontakt aufgenommen mit Città Futura: Wir haben unsere Kunstintervention geschildert, so wurden wir eingeladen
Als wir Città Futura kurz vor der Abreise nochmals kontaktierten, konnten wir jedoch niemanden mehr erreichen
Wir sind trotzdem gefahren
Als Valeria, Elia und ich, zwei Frauen mit einem Kind, am Abend nach einer langen Reise des vereinbarten Ankunftstages im Büro von Domenico Lucano im Palazzo Pinnarò standen war das in der Tat eine Überraschung für den Bürgermeister, jedoch er hat uns nicht weggeschickt, sondern hat uns kostenlos ein Haus zur Verfügung gestellt, welches just diese Nacht frei wurde, weil eine Asylwerberfamilie es sich anders überlegt hat und in der Nacht Riace heimlich verlassen hat



 
Es handelte sich um das Haus, an welches die entweihte Kirche Santo Spirito anschließt und zu der wir auch Zugang hatten
Dieses Haus wurde unser Zuhause in Riace
Foto von Haus
Obwohl der Bürgermeister von unserer Kunstintervention wusste und uns eingeladen hat, mussten wir dennoch unsere Idee vor ihm verteidigen: in Anbetracht der Not der ankommenden MigrantInnen und aufgrund Enttäuschungen bezüglich KünstlerInnen glaubt Domenico Lucano nicht mehr daran, dass Kunst die Menschen weiterbringt
Auch mussten wir unsere Kunstintervention gegenüber Domenico Lucano verteidigen, da ihm die Idee der Zeichnung eines Zelts, Ausdruck des Vorübergehenden, nicht gefiel, da er die Menschen in Riace zum Bleiben veranlassen will
Weil es keine Kommunikation zu Beginn gab es auch noch keine Gruppe von Kindern, die an unserer Kunstintervention teilnehmen wollen
NigerianerInnen -> Bürgermeister kennt das heikle Gleichgewicht in Riace und riet uns davon ab mit ihnen zu arbeiten
Letzten Endes aber hatten wir eine Gruppe von Kindern: diese trafen wir im Hort, wo sie gemeinsam mit der Lehrerin Cosimina täglich ihre Aufgaben machen und Italienisch lernen, jedoch während unserer Kunstintervention gesellten sich immer weiter Kinder, zu uns dazu und eben auch Erwachsene, sie alle nahmen teil
 
  • So zogen wir die Zeichnung eines Zelts durch das Dorf, ausgehend vom Palazzo Pinnarò, anhand bunter Satinbänder, welche wir in einem Koffer aus Berlin mitgebracht hatten, die Satinbänder haben wir an allen Balkonen des Palazzo Pinnarò angebunden, an allen Seiten des Palazzos gab es Balkone, von dort aus haben wir die Satinbändern durch das Dorf gezogen, so hoch dass sie weder die Fußgänger noch die Autos behinderten
  • Wir haben uns jeden Tag nach dem Hort zwischen 17 und 19 Uhr mit den Kindern und Jugendlichen vor dem Palazzo Pinnarò getroffen. Die in den Straßen wie auch in ihren Wohnungen angetroffene Bevölkerung von Riace beteiligte sich spontan an der Kunstintervention. Mit den Satinbändern haben wir Straßen, Wohnungen, Dächer, unbewohnte Häuser, Gärten und Balkons durchzogen. Jedes Hindernis wurde genommen. Dies passierte, indem alle TeilnehmerInnen abwechselnd die Satinbänder geworfen, gezogen, weitergereicht, aber auch entknotet und erneut geworfen, gezogen und weitergereicht haben. Dabei haben immer die Kinder und Jugendlichen über den Weg wie auch über das Ziel der Satinbänder entschieden. Sie haben darüber entschieden wo das Zelt aufgespannt werden soll. 



     
    • Wir haben die Satinbänder wieder entfernt, aus diesen Satinbändern haben wir gemeinsam mit den Kindern vor dem Palazzo Pinnarò ein Zelt geflochten
    • Dieses Zelt haben wir zunächst in der Kirche „Spirito Santo“ aufgebaut und den Abschluss der Kunstintervention gemeinsam mit den Kindern gefeiert
    • Letzten Endes haben wir das Zelt im Palazzo Pinnarò aufgebaut



Nessun commento:

Posta un commento